Januar 11, 2024 - Lesezeit: 2 Minuten
Clemens J. Setz neuer Roman Monde vor der Landung spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Erzählt wird das Leben von Peter Bender. Das Leben eines geltungssüchtigen Verrückten, der nicht nur selbst, mit langen Anlauf zur tragischen Figur wird, sondern auch Frau und Kinder mit in den Abgrund zieht.
Monde vor der Landung ist eine rekonstruierte Biografie über Peter Benders Leben, sein Wirken, seine Wünsche, Hoffnungen und Phantasien. Diese Rekonstruktion basiert auf staatlichen Dokumenten, Zeitungsartikeln, zahlreichen Briefen an die Koreshgemeinde in Florida, Gesprächen mit Zeitzeugen und nicht zuletzt Peter Benders Roman „Karl Tormann“. Als kritischer Leser muss ich die Frage offenlassen, ob es sich bei Monde vor der Landung wirklich um eine Biografie oder nicht doch um eine Pseudobiografie handelt. Beides ist Setz zuzutrauen. Ich tendiere deutlich zu zweiten, denn was mir auf über 500 Seiten vorliegt ist in erster Linie ein Roman. Die Rahmenhandlung wird mit echten oder scheinbar echten Fakten angereichert. Die Binnenhandlung handelt von Peter Bender und seiner Hohlwelttheorie, von seinen Wahrheiten, seiner Arbeit, seiner Gemeinschaft von Auserwählten und Familie. Aus dem Roman wird nicht ersichtlich ob es den am 29. Mai 1893 in Bechtheim geborenen Jungen, so wie uns erzählt wird, wirklich gab.
Der kleine Peter hat eine überaus unbeschwerte Kindheit. Als geliebtes Einzelkind hat der Knabe viele Freiheiten und es mangelt ihm an nichts. Zwei Eigenschaften so stellt Setz es dar, begleiten Peter seit jüngsten Lebenstagen. Der Junge ist blitzgescheit, lernt in windeseile lesen und schreiben und was weniger schön für ihn ist, er hat Migräne, wenn ihm manchmal bei Hochdruckwetter ein plötzlicher stechender Schmerz in der Schädelnaht
alle Sinne raubt. Alles ist ganz behütet im Hause Bender. Alles ist ganz sorgenfrei, bis zum Unfall, den der Großvater mit der Straßenbahn hat. Der Großvater verliert ein Bein. Der Stumpf entzündet sich und kurz darauf ist er Tod. Zu diesen Zeitpunkt ist Peter 10 Jahre alt. Ab da an, gibt es erste Risse in Peters Kontinuum mit dieser Welt. Es ist der unsichtbare, geheimnisvolle, elektrische Strom, den er kritisch beäugt und der peu à peu in alle Haushalte Einzug erhält. Abgesehen von diesen einen Schicksalsschlag, ist seine Kindheit und Pubertät unauffällig. In der Schule interessiert ihn besonders Mathematik. Seine schnelle Auffassungsgabe lässt ihn mühelos durch alle Klassen, ohne Reibung hindurch rutschen. Aus dem kleinen Peter ist ein richtiger Schnelldenker und Schnellredner geworden.